Gründe für den Mauerfall 1989 (2024)

Viele DDR-Bürger waren unzufrieden mit der Situation in ihrem Staat. Diejenigen, die nicht flüchteten, versuchten ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Mit der gewaltsamen Niederschlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 wurden „Demonstrationen“jedoch auf systemkonforme Kundgebungen begrenzt.

Beatbewegung und Friedensgruppen

Eine erste Protestkultur entstand unter den Jugendlichen der DDR mit der Beatgeneration Anfang der 60er-Jahre. Mitte der 60er Jahre hatte die SED-Führung die zunächst tolerierte Beatbewegung entgültig verboten, Beatkonzerte wurden abgesagt, viele Bands durften nicht mehr auftreten, Fans wurden kriminalisiert. Das weckte bei den Jugendlichen Widerstand. Immer wieder kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen ihnen und der Polizei. Am bekanntesten wurde der Leipziger Beat-Aufstand 1965. Mehr als 300 Jugendliche protestierten gegen das Verbot mehrerer Bands. 267 Menschen wurden festgenommen. Doch der Beat ließ nicht verbieten. Ihm folgten weitere Musikrichtungen und die mit ihnen einhergehenden jugendlichen Subkulturen.

Ende der 1970er- Anfang der 1980er-Jahre entstanden Kultur-, Friedens- und Umweltgruppen. Die evangelische Kirche wurde in diesen Jahren zu einer Fluchtburg für bedrängte und systemkritische Christen und Nichtchristen. In Berlin wurden zwischen 1979 und 1987 sogenannte Bluesmessen veranstaltet. Zeitweilig kamen bis zu 9.000 religiöse und nicht religiöse Jugendliche zu den Konzerten, die von Gebeten, Texten und einer unkonventionellen Predigt unterbrochen wurden.

Neben Gruppierungen wie der „Offenen Arbeit“entstand in der evangelischen Kirche auch die Friedensbewegung. Unter dem biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“sammelten sich Anfang der 1980er-Jahre bis zu einhunderttausend Jugendliche, um gegen das Wettrüsten in West und Ost zu protestieren. Das Symbol der kirchlichen Friedensbewegung wurde ein Aufnäher, der einen Schmied zeigte, wie er ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Dieser Aufnäher wurde verboten und seine Träger verfolgt.

Montagsdemonstrationen

Ende der 80er Jahre hatte die „Friedliche Revolution“ihren Lauf genommen. Im Anschluss an das traditionell stattfindende Montagsgebet in der Nikolaikirche in Leipzig kam es seit etwa Mitte August 1989 zu immer größeren Demonstrationen - den so genannten Montagsdemonstrationen - in der Innenstadt.

Bereits am 1. September 1989, dem Weltfriedenstag, gehen in den kleinen Städten Neuruppin (nördlich von Berlin) und Forst (bei Cottbus) Menschen auf die Straße. Vor allem junge Menschen fordern die Öffnung der Grenzen. Ihre Parolen lauten unter anderem „Friedensbrücken statt Friedensgrenzen“.

Unter dem Dach der evangelischen Kirche organisierten sich Friedens- und Ökogruppen, die ihre Forderung nach Freiheit für Andersdenkende durch Gorbatschows Reformkurs bestärkt sahen. Die Demonstrationen breiteten sich auch auf andere Städte aus. In dieser Zeit wurde auch der bekannt gewordene Ruf „Wir sind das Volk!“geprägt, der später von vielen zu „Wir sind ein Volk!“umgeformt wurde.

Das brutale Vorgehen der Polizei gegen Leipziger Demonstranten am 11. September schürte die offenen Proteste um so mehr an. Viele der vor allem jungen Demonstranten wurden von Polizisten verprügelt und festgenommen. In zahlreichen Kirchen im ganzen Land versammelten sich Menschen zu Fürbittgottesdiensten für die inhaftierten Aktivisten.

In Rostock fand seit dem 5. Oktober 1989 jeden Donnerstag eine Mahnwache für die inhaftierten Leipziger Demonstranten statt. Mitte Oktober 1989 versammeln sich hier schon Tausende Menschen, um nach dem Vorbild der Leipziger Montagsdemonstrationen für eine Demokratisierung des Landes einzutreten. Große Protestdemos finden am 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, unter anderem auch in Dresden, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und Gera statt.

9.10.1989: Tag der Entscheidung

Der 9. Oktober 1989 galt als „Tag der Entscheidung“in Leipzig. 70.000 Menschen demonstrierten friedlich für Reformen. Die DDR-Sicherheitsbehörden griffen nicht ein. Die unerwartet große Zahl der Demonstranten brach den Handlungswillen der Sicherheitsorgane.

Bei einer Kundgebung auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin am 4. November 1989 demonstrierten zwischen 500.000 und einer Million Menschen für demokratische Reformen und gegen das Machtmonopol der SED in der DDR. Das Fernsehen hatte die Abschlußveranstaltungen auf dem Alexanderplatz direkt und unangekündigt übertragen.

Nach Öffnung der Mauer am 9. November 1989 sank die Zahl der Menschen, die gegen das DDR-System protestierten. Auf Demonstrationen nach dem 9. November formierte sich ein immer stärker werdender Wille zur Wiedervereinigung Deutschlands.

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